Warum Geld nicht reicht, wenn Du Papa bist

Episode 88
31:34

Maik Pfingsten hatte Erfolg – viel Geld, große Projekte, ein funktionierendes Business. Aber keine Zeit für seine Kinder.
Warum ihn genau das wachgerüttelt hat – und wie er durch die Familie das passende Arbeitsmodell für ein erfülltes Leben finden konnte! Das ist das Thema in Folge #88 von „Papa Mia!?“

Kapitel:

(00:00) – Wenn Erfolg sich trotzdem falsch anfühlt
Maik rettet Millionenprojekte – aber verpasst die ersten Male seiner Kinder. Und merkt: So geht das nicht weiter.

(05:19) – Der Moment, in dem Familie wichtiger wurde als Firma
Ein Gespräch unter Gesellschaftern – und ein ungeborenes Kind – bringen alles ins Wanken.

(13:39) – Beziehung statt Bilanz
Wie Maik und seine Frau durch ihre Unterschiede wuchsen – und warum klare Werte wichtiger sind als Strategien.

(20:47) – Freiheit statt Fremdbestimmung
Mit Productized Services raus aus der Zeit-Gegen-Geld-Falle: Weniger Stunden, mehr Sinn – und mehr für die Familie da sein.

(26:16) – Mehr Papa. Weniger Show.
Was echte Präsenz bedeutet – und warum es manchmal nur eine halbe Stunde am Esstisch braucht.

Links:

 

Website „Papa Mia!?“ – ⁠⁠⁠⁠⁠⁠www.papamia.at⁠⁠⁠⁠⁠

„Papa Mia!?“ – Youtube Channel ⁠⁠⁠⁠https://www.youtube.com/watch?v=vlczJi3MlqA&list=PLBsmCGWpasWcYdyEE3Pcl_aOATzJ9La-K&pp=gAQB⁠⁠⁠⁠⁠

Die „Papa Mia!?“ Playlist des Grauens – ⁠⁠⁠⁠https://open.spotify.com/playlist/7HIWtMrisEMEW8GxEbFwnD?si=1e7b8f1e464e44ec⁠⁠⁠⁠⁠⁠

„Papa Mia!?“ auf Instagram – ⁠⁠⁠⁠⁠https://www.instagram.com/papamiapodcast/⁠⁠⁠⁠⁠⁠

„Papa Mia!?“ auf TikTok – ⁠⁠⁠⁠⁠https://www.tiktok.com/@papamia.at⁠⁠⁠⁠⁠⁠

„Papa Mia!?“ auf Facebook – ⁠⁠⁠⁠⁠https://www.facebook.com/papamiapodcast/⁠

Transkript:

Maik: [0:00] Es gibt so Momente im Leben von Kindern, gerade wenn sie noch jung sind, wo du im Nachgang denkst, dass ich da nicht bei war, finde ich jetzt im Nachgang doof. Papa Mia. Reine Männersache. Bernhard: [0:10] Der Podcast von Papas für Papas. Und für alle, die Papas mögen. Klingt cool, ist es auch. Willkommen bei Papa Mia, bei der neuesten Folge, diesmal mit einem Remote-Interview-Partner und zwar mit Mike Pfingsten. Ich habe ihn das erste Mal auf einer Speaker-Tagung erst kürzlich in Dresden erlebt. Da ist er auf der Bühne gestanden und hat über Freiheit, seine unternehmerische gesprochen, über Verantwortung, auch über das Hamsterrad, in dem er drinnen gesteckt ist, Selbstständigkeit und so weiter. Und ich weiß noch genau, dass ich mir gedacht habe, vor allem als er über die Begründung für seine unternehmerische Laufbahn gesprochen hat, dass ich mir gedacht habe, den möchte ich interviewen. Und heute ist es soweit. Ich freue mich, dass du Zeit hast. da in deinem dichten Terminkalender. Willkommen, Mike Pfingsten. Maik: [0:58] Danke, Bernhard. Schön, dass ich klar sein darf. Bernhard: [1:00] Du warst Troubleshooter in der internationalen Automobilentwicklung. Du hast dort Millionen Projekte gerettet und hast dich dann irgendwann einmal gefragt, warum das so ist, dass du einerseits beruflich alles im Griff hast, aber irgendwie, wie du es dann selber auch nennst, das Wichtigste im Leben, die Familie auf der Strecke bleibt. Genau darüber wollen wir jetzt sprechen. Jetzt viel weniger, natürlich schneiden wir es an, dein Business-Modell, also die Productized Services, aber was mich natürlich noch mehr interessiert, ist das Warum dahinter, also wie kamst du dazu, der Mut zur Veränderung, die Prioritäten im Leben und eben über die vielleicht wichtigste Frage für alle selbstständigen Papas, wie ja auch ich einer bin, wie komme ich raus aus dem ich tausche Zeit gegen Gelddenken und wie komme ich rein ins Leben, das zu mir passt. Ich hoffe, das ist in deinem Sinne, aber ich glaube, das ist so genau dein Thema, für das du brennst und für das du stehst. Maik: [1:48] Absolut. Bernhard: [1:50] Also skizzier mal ganz kurz den Nike, bevor er der Mensch ist, der er jetzt ist. Du warst, wie ich schon angesprochen habe, Troubleshooter in der Automobilindustrie. Das heißt, was war das für ein Leben, in dem du gesteckt hast, bist? Maik: [2:04] Also ich gehe mal zwei, drei Schritte zurück, um das ganze Bild mal zu zeichnen. Ich bin groß geworden im Ruhrgebiet zwischen Kohle und Stahl in den 80er Jahren hier und ich habe sehr schnell für mich dabei festgestellt, der Maik und die Stecho, wir werden im Leben keine Freunde und Künstler war mir nicht gegeben. Dementsprechend dachte ich, gut, was gibt es sonst noch so? Und dann habe ich irgendwie festgestellt, aha, da gibt es so kleine Ingenieurbüros und die sind selbstständig und die können da irgendwie ihr eigenes Geschäft aufbauen. Und ich fand Technik als Junge und Jugendlicher immer schon spannend. Ja, fast forward habe ich dann ein Ingenieurstudium gemacht, habe gesagt, ich werde mich irgendwann mal selbstständig machen mit dem Ingenieurbüro und habe damals schon mich an der Uni beschäftigt mit dem ganzen Thema Unternehmertum, Gründung, selbstständig und so weiter. Und dann haben die uns immer erzählt, ja, dann gerade wenn du im Tech-Bereich ein Ingenieurstudium machst, dann bist du ja der nächste Silicon Valley. Und dann holst du dir großes Venture Capital rein, 15 Mitarbeiter, klopfst das Ding da in den Markt und verkaufst den ganzen Driss wieder und das war mir irgendwie, nicht meins, also das passt nicht und da habe ich mal gesagt, nee, das will ich nicht, ich will das irgendwie anders mit der Selbstständigkeit und dann hieß es immer, ja, dann machst du halt ein Ingenieurbüro auf, dann tauschst du halt auf Stunden- oder Tagessatzbasis deine Ingenieurdienstleistungen, so machen das halt alle und so bin ich auch losgestattet. Erstmal nochmal fünf Jahre als Angestellter, Software- und Systemingenieur in der Automobilentwicklung und bin dann 2005 in die Selbstständigkeit gegangen, habe in ein Schnörbüro gestartet und habe das eigentlich weitergemacht, was ich damals schon als Angestellter gemacht habe, nämlich große internationale, komplexe Entwicklungsprojekte retten. Maik: [3:32] Dass ich mich da in eins der schlechtesten aller Geschäftsmodelle gesetzt habe, was am Ende ein total goldenes Zeit-Gegeld-Hamsterrad ist, das war mir damals nicht klar. Für mich war das normal. Montagsmorgens bringst du die Kiddies noch in den Kindergarten, Dann dürfst du halt zum Kunden oder was auch immer als nächstes irgendwo anliegt, einen Termin und bis Freitags nachmittags fällst du dann quasi wieder hier zu Hause rein auf den Hof und dann ist das Wochenende eigentlich auch eher nur ein Regenerieren von der Woche und dann geht es am Montag wieder los. Und das war halt so klassisch, ja, ich sag mal Interimsprojektmanagement. Ich war ja in der Rolle ein Externer, der im Grunde Projekte wieder aufs Gleis gestellt hat, die eben halt in die Mauer gefahren sind. Das war mein Job. Das heißt, ich bin rein, hab das Ding aufgeräumt, aufs Gleis gestellt durchs Werkstor und dann bin ich auch wieder gegangen. Und mit kleinen Kindern, also ich merkte, dass 2007, als so die erste kam und dann 2010, als dann die zweite kam, Das passte mir immer weniger. Ich sah irgendwann nicht mehr ein, warum mich mein Kunde überpriorisieren kann. Und merkte auch, ich habe mir da zwar ein sehr goldenes Hamsterrad gebaut, was finanziell unfassbar attraktiv ist. Maik: [4:49] Aber ich war für die Firma da. Nur nicht die Firma für mich. Also mein Business hat nicht meinen Lifestyle unterstützt, sondern ich mit meinem Lifestyle habe 100% das Ingenieurbüro unterstützt. Und wenn ich das so nicht gemacht hätte, wäre das Ganze auch nicht mehr möglich gewesen. Und da wollte ich raus. Das war so der Antrieb 2010, wo ich super frustriert war und sagte, das muss irgendwie anders gehen. Bernhard: [5:08] Was hat dir da gefehlt konkret? Also wenn du dich daran erinnerst, gab es da irgendwas, wo du gesagt hast, also war es konkret die Zeit für die Family, die dir gefehlt hat? Oder was hat dir gefehlt, dass du gesagt hast, du möchtest da raus? Maik: [5:19] Es gibt so Momente im Leben von Kindern gerade wenn sie noch jung sind, wo du im Nachgang denkst, dass ich da nicht bei war, finde ich jetzt im Nachgang doof ok in dem Moment, wo das passiert. Maik: [5:33] Denkst du gar nicht so darüber nach ich kann mich daran erinnern, meine Kinder die ersten beiden haben Fahrradfahren nicht durch mich gelernt, sondern durch meinen Schwiegervater, das ist so ein Moment, wo die Kinder klein sind und du bist da in Brasil und dann hast du Kunden und Business und das und das und dann will das Kind dann irgendwie plötzlich ohne Stützräder und es ist Wochenende und du denkst so, ich würde echt mal jetzt eine halbe Stunde gerne mal auf dem Sofa die Füße hochlegen. Da denkst du in dem Moment nicht nach. So und dann gibt es halt genug im Umfeld, die das auffangen und alles ist gut und keiner ist da jetzt auch irgendwie dramatisch traurig drum. Nur so ein paar Jahre später dachte ich so, das sind so Punkte, das sind so Kleinigkeiten, wo ich nachhinein denke so, das kommt nicht nochmal. Die ist jetzt 18, die macht gerade Abitur. Das Letzte, was sie von mir wissen will, ist, wie sie Fahrrad fährt. So, ähm... Urlaub, das Gleiche. Du hast zwei, drei Wochen Urlaub, fährst irgendwo hin und trotzdem hast du diese Situation, dass irgendwie du doch noch mit einem Auge in den E-Mail-Postfach guckst oder doch noch irgendein Bereichsleiter, Abteilungsleiter, C-Level dich anruft und sagt, ich fing es nicht, ich weiß, du bist im Urlaub, aber hier ist irgendwo unser Kreis umgefallen und du sitzt da irgendwo in der Bretagne anstand und denkst, das kann jetzt echt zwei Wochen warten, warum hat der mich angerufen? Wenn du das denen aber sagst, ist er knatschig. Und das waren so die Punkte, wo ich sage, das ist auch nicht mehr meins. Bernhard: [6:53] Okay, das waren also alles Gründe, die dazu geführt haben. Gab es dann auch irgendwie einen konkreten Auslöser, dass du gesagt hast, so jetzt, jetzt, jetzt? Maik: [7:01] Ja, der Auslöser kam im Grunde in der Zeit zwischen 2008 und 2009. Ich habe damals das Ingenieurbüro aufgebaut, 15 Mitarbeiter, ich habe noch zwei Mitgesellschaften, drei Mitgesellschaften waren umsprünglich nochmal. Also wir haben da richtig so ein klassisches Ingenieurbüro aufgebaut. Und dann kam 2008 die Auto- und Wirtschaftskrise. Das war schon Mist, weil wir plötzlich von heute auf morgen sind alle Aufträge weggebrochen. Also das, was wir jetzt hier gerade erleben, das ist keine Wirtschaftskrise, das ist ein normales wirtschaftliches Leben. 2008 stand plötzlich der Einkauf unserer Kunden vor uns und sagte, ja, wir haben noch 80.000 Euro Auftrag offen, lassen Sie mal Ihre Mitarbeiter zu Hause und schreiben Sie bitte keine Rechnung mehr. Das ist ja ein Todesstoß für eine Firma. So, das haben wir doch irgendwie mit Ach und Krach überlebt, im blauen Auge sind da hinten wieder raus und dann ging das 2009 so los auf der Gesellschafter-Ebene, dass wir dann merkten, so die Werte gehen auseinander und einer meiner Mitgesellschafter stand im Sommer 2009 neben mir und sagte, hör mal Mike, du musst mit deiner Frau sprechen, dass du noch mehr Zeit hast für die Firma, dass sie die Vaterrolle übernimmt. Und das war so ein Punkt, wo ich sage so, nee, wir wissen seit vier Wochen, dass das zweite Kind unterwegs ist und das ist garantiert nicht das, was ich mit Familie und Unternehmertum in Verbindung bringe und habe damals im Sommer 2009 entschieden, ich gehe komplett raus. Ich verkaufe meine Anteile, ich gehe aus diesem Business raus und so stand ich am Anfang 2010 super frustriert im Kölner Süden auf dem Rheindamm und sagte, jetzt muss irgendwie, muss das anders gehen. Bernhard: [8:25] Und es ist dann anders gegangen, aber ich meine, das scheint ja schon so zu sein. Also wenn ich mich jetzt zurückversetze in eine Zeit, ich erfahre, dass das zweite Kind kommt, Wirtschaftskrise. Ich bin irgendwie doch abhängig davon, vor allem finanziell. Das ist jetzt nicht etwas, wo ich so von einer Sekunde auf die nächste sage, okay, ich haue jetzt alles um und mache weiter. Weil gerade dann verfallen ja viele eher so in den Bereich, okay, es muss alles sicher sein. Ich als Mann bin der Ernährer, ich muss noch mehr arbeiten, noch mehr verdienen. Wie war das? Wie hast du mit deiner Frau das besprochen? Maik: [8:55] Also das war eine harte Zeit. Also das war wirklich auch eine Zeit, wo wir beide schwer miteinander gerungen haben, ich sag mal auch in der Beziehung gerungen haben, weil im Gegensatz zu mir, der, ich sag mal, eher eine positiv unternehmerische Grundeinstellung hat, im Leben ist meine Frau komplett aus einer Beamtenfamilie. Die Eltern sind beide verbeamtet, die Geschwister sind alle verbeamtete Lehrer. Da ist in dieser Familie keiner, da bin ich so ein ganz bunter Paradiesvogel mit der Selbstständigkeit und Unternehmertum. Das heißt, sie hat eine ganz andere Hintergrundsozialisierung, was das Thema angeht. Und dann ist es natürlich schwierig, wenn ich derjenige bin, der natürlich auf der einen Seite einen gewissen, meine Frau hat auch gearbeitet, das ist jetzt nicht so, dass sie nicht gearbeitet hat, aber im Verhältnis zueinander, zu dem, was sie in der Anstellung im öffentlichen Dienst in der Kölner Universitätsklinik reinholt und das, was ich über das Ingenieurbüro reinhole, da waren schon Faktoren zwischen. Das heißt, es ist klar, wenn ich wegbreche, werden wir jetzt nicht in ein schwarzes Loch fallen, aber geil ist auch anders. Maik: [10:00] Und für mich war aber nur klar, wenn ich das jetzt so weitermache die nächsten Jahre, dann werde ich auf der Strecke bleiben und dann haben wir alle nicht gewonnen, weil ich habe damals von allen meiner Mentoren so diesen wunderbaren Spruch gehört, ich kriege es nicht mehr ganz komplett aufeinander, aber wir kennen das im Flugzeug, wenn diese Sicherheitsdurchsagen kommen, erst wenn die Maske runterfällt, erst wir die Maske auf und dann das Kind, weil ohne uns wird das Kind nicht überleben und das ist etwas, wo ich dann irgendwann so, okay, ich muss, Ich bin derjenige, da wo es funktioniert, wo ich ein Business haben muss, was mich unterstützt, was meine Bedürfnisse unterstützt, was meine Wünsche unterstützt, dann kann ich auch für die Familie da sein. Und nicht andersrum, dass ich da quasi in 24-7 Hamsterrad hänge und einfach versuche irgendwie den Business am Leben zu halten, beziehungsweise einen guten Einnahmestrom sechsstelligen reinzuholen. Das war so der Auslöser damals 2010. Bernhard: [11:00] Ist aber auch verständlich, dass es vielleicht für manche Außenstehende auf den ersten Blick einmal sehr egoistisch wirkt, oder glaube ich? Maik: [11:05] Total, total. Es ist für nicht unternehmerisch selbstständige Geister schwer nachzuvollziehen, warum das so wichtig ist. Der Hintergrund ist allerdings, wir als Selbstständige, wir als Unternehmer, wir haben kein Fangnetz. Wenn wir fallen, fallen wir ganz durch. Da gibt es keinen großen Schutz in Richtung Arbeitslosenversicherung oder sonst was. Das heißt, wir haben neben unserer positiven Motivation, Dinge zu verändern, die Welt nach vorne zu entwickeln und zu treiben, ist uns aber klar, nach hinten gibt es kein Auffangnetz. Und dementsprechend können oder sehen wir Dinge auch anders. Und das ist etwas, was schwer ist, wenn du in Kontexten unterwegs bist. Gerade viele von uns, die im familiären Kontext keine anderen Selbstständigen haben, andere Unternehmer haben, die können das nicht nachvollziehen. Da hört sich das egoistisch an. Erstmal muss dem Mike gut gehen, damit er Zeit hat für die Familie. Bernhard: [12:02] Aber das heißt, ich fasse jetzt mal den ersten Teil zusammen. Deine Familie war im Endeffekt die Motivation oder Zeit für dich und die Familie und auf dich zu schauen, damit du für deine Familie da sein kannst, war die Motivation zu sagen, ich krempel mein komplettes Erwerbsleben um. Ja, ja. Woher kommt die Motivation? Weil bist du so aufgewachsen, dass Familie so ein hohes Gut ist? Maik: [12:25] Gar nicht mehr. Also das hohste Gut in meinem Kontext war halt Freiheit. Das war das, in dem Kontext bin ich aufgewachsen. Ich meine, meine Eltern sind klassische Mittelschicht aus den 70er, 80er Jahren. Die Eltern haben was aufgebaut mit Häuschen und gutem Einkommen und so weiter. Aber eine Sache war bei uns sehr prägend, dieses Thema Freiheit und wir können selber handeln. Und dazu kam quasi das Thema Familie, bei mir, ich bin jetzt nicht rumgelaufen mit 18, habe gesagt, okay, ich werde drei Kinder haben, Vater und so weiter das nicht, aber mir war schon klar, irgendwann willst du auch Nachwuchs haben, dass es jetzt drei geworden sind und wir eine Familie, einen Truppentransporter brauchen, das ist jetzt halt einfach. Bernhard: [13:07] Den brauchst du mit einem aber auch schon also so ist es nicht so, Maik: [13:12] Aber es hat sich so entwickelt und es war okay und. Bernhard: [13:18] Und inwieweit hast du mit deiner Frau das auch besprochen gehabt, wie jetzt das ganze Leben gemeinsam mit Family aussieht? Habt ihr euch da quasi einfach ins kalte Wasser werfen lassen von der Natur oder habt ihr euch da vorher abgestimmt, was so die Wünsche und Anforderungen angeht? Maik: [13:39] Also wir haben schon grundsätzlich so ein paar Gespräche geführt, was uns wichtig ist in der Beziehung und auch in dem späteren Familienleben. Nicht alles hat sich so erfüllt, wie man sich das wünscht. Sonst wäre es auch Paradies. Aber das ist halt nun mal das Leben. Aber ich sage mal, es gibt so Grundleitplanken. Wir sind jetzt 20 Jahre verheiratet. Die Kinder sind jetzt langsam groß. Ich sehe jetzt momentan am Horizont kein Ding, was jetzt dazu führt, dass da was auseinanderbricht. Aber trotz alledem, nach 20 Jahren hast du alle Höhen und Tiefen durch und man redet mal mehr miteinander, man redet eben halt nicht so viel miteinander. Diese Phasen gibt es durchaus. Aber es gab schon ganz früh, als wir beiden uns kennengelernt haben, weiß ich nicht, was wir in Köln auf dem Kölner Ringen und wir haben damals uns ausgesprochen, was ist uns grundsätzlich wichtig in der Beziehung und worauf haben wir keinen Bock. Und das trägt bis heute. Bernhard: [14:29] Würdest du auch sagen, dass das ein bisschen der Schlüssel ist zu einer glücklichen Beziehung, sich gegenseitig offen zu sein und zu wissen, was der andere braucht und auch selbst zu sagen, was man selbst braucht? Maik: [14:39] Ja, das ist manchmal herausfordernd, gerade wenn es gerade nicht so gut läuft, wenn schwierige Phasen sind, irgendwelche Kinder irgendwie krank sind oder Dinge nicht so laufen, wie man sich das so vorgestellt hat, egal ob Privatbusiness oder sonst irgendwas, trotzdem noch immer diesen Mut zu haben und miteinander zu reden. Und es auch immer wieder zu tun. Es gab auch Phasen, wo meine Frau und ich quasi mehr oder weniger aneinander vorbeigelebt haben im Sinne von Kommunikation und trotzdem wieder zu sagen, komm, wir reden miteinander. Und dann irgendwann zu merken, okay, wir können auch wieder, das kommt ja noch dazu, es ist ja nicht nur dieses Unternehmen, was ich da betreibe, was ja auch ein gewisses Fokus und Präsenz erfordert, egal wie ich es baue. Es sind ja dann die drei Kinder, dann sind sie erstmal alle klein, dann sind sie alle in der Grundschule, dann sind sie jetzt alle in der weiterführenden Schule, jetzt geht es los mit dem Thema, ja, was mache ich nach der Schule? Esther hat jetzt gerade die Abiprüfung durch. So, aber mit dem Größerwerden der Kinder wird aber auch auf unserer Seite als Eltern plötzlich wieder Freiraum da. Die Kinder kommen in so ein Alter, wo sie keinen Bock mehr haben, mit den Eltern in Urlaub zu fahren. Und am Anfang war meine Frau so, ach schade. Und ich so, wie geil ist das denn? Das ist doch super. Lass doch die Teenager, die wollen sowieso nicht mehr bekocht werden. Die wollen da ihre eigenen TikTok-Kochvideos nachproduzieren. Sollen die die Küche doch zwei Wochen lang von mir aus komplett auf links drehen? Irgendwie fahren nach Wien oder nach wo auch immer hin. Maik: [16:07] Da sind jetzt plötzlich so Freiheiten, die wir uns wieder nehmen können, die jetzt natürlich lange, lange Zeit nicht möglich waren. Weil du kannst einen Zehnjährigen nicht zwei Wochen alleine irgendwo lassen. Bernhard: [16:15] Das ist klar. Meine Große ist auch zehn. Von dem her, nein, die halbe Stunde, wenn ich einkaufen gehen muss, weil ich was vergessen habe, das ist schon genug. Du hast dann damals, nachdem du das gemacht hast, auch relativ bald begonnen, einen Podcast zu starten. Lifestyle Entrepreneur, ein Podcast, einer der ersten damals, sozusagen zu einem Zeitpunkt, wo du hast angefangen, einen Podcast zu machen, bevor es cool war, kann man das so sagen. Ja. So ungefähr. Knapp an die 300 Folgen, glaube ich, sind es jetzt mittlerweile. Maik: [16:43] In dem einen, ja. Bernhard: [16:45] Und war das ein bisschen auch für dich so eine Möglichkeit, mit deinem Gelernten nach draußen zu gehen? Weil das ist ja oft so, dass man versucht, den Lebenswandel zu dokumentieren, um anderen ermöglichen, vielleicht nicht dieselben Fehler nochmal zu machen, die man gemacht hat. Maik: [17:00] Ja, das war es durchaus. Also ich habe der erste Podcast, den ich gestartet habe, war im Februar 2012, Zukunftsarchitekten-Podcast. Das war ein Ingenieur- und Projektmanagement-Podcast. Also meine Fachdomäne. Da habe ich dann angefangen, so ein bisschen zu erzählen, wie kann man Projekte retten, Wir machen Systems Engineering, also all diese ganzen ingenieurnerdigen Themen. Dieser Podcast hat einfach schon mal ganz viel verändert bei mir im Geschäft. Er hat vor allem dazu geführt, dass ich das Geschäft virtualisieren konnte. Maik: [17:24] Aber ich merkte zu der Zeit auch, es gibt ganz viele Fragen, die ich habe rund um das Thema Geschäft und wie kriege ich mein Ingenieurbüro ins Internet 2010, 2012 und wie baue ich den Business dann auf und so weiter. Und da konnte mir hier in Deutschland keiner irgendwie meine Fragen beantworten. Und bei den Amerikanern war es so, die sind zwar uns immer furchtbar voraus, aber leider B2C. Ja, also konnten die meine B2B-Fragen auch nicht beantworten. Also musste ich das irgendwie selber rausbaldofern. So, und dann bin da wirklich jede Sackgasse abgeladen, durch das ganze Unbekannte lang spaziert und habe dann Anfang 2014 angefangen, diesen zweiten Podcast. Deswegen heißt er auch Lifestyle Doppelpunkt Entrepreneur. Ich spiele so ein bisschen mit dem Wortspiel, Lebensstil als Unternehmer und mal einfach reinzukippen, weil das wäre der Podcast, den ich mir 2005 zu Beginn meiner Selbstständigkeit gewünscht hätte. Und habe einfach angefangen, so zu berichten. Dinge, die ich ausprobiert habe, Dinge, die funktioniert haben im B2B oder nicht funktioniert haben, Fehler, die ich gemacht habe. Und so kam dann peu à peu dieser Podcast, der zweite Podcast, der jetzt ja auch mittlerweile über 300 Episoden hat. Und da kamen ja auch dann so Sachen, ich mache das ja auch schon seit Ewigkeiten, dieses Auf-das-Leben-Format, was ja keine klassische Podcast-Episode ist, sondern eher, ich mache das Mikro an, spaziere hier auf dem Kölner Süden am Rhein rauf und runter über die Felder und quatsche einfach ins Mikro, was mir gerade so ein Braindump halt, wo ich mittlerweile weiß aus der Hörerschaft, aus der Community, dass das eigentlich fast schon die am liebsten gehörten Episoden. Bernhard: [18:49] Ich wollte gerade sagen, auch aus eigener Erfahrung, also ich liebe die, die sind super, weil es einfach so wahnsinnig persönlich ist Und so hast echt das Gefühl, auch wenn du zwischendurch dann einfach Leute grüßt oder was auch immer. Maik: [18:58] Jetzt habe ich verlaufen. Das finde ich großartig. Bernhard: [19:01] Aber okay, das darf ja sein. Das macht es menschlich. Und genau das macht ja auch das Erfolgskonzept eines Podcasts aus, dass da ein Mensch dahinter steckt. Aber Stichwort Erfolgskonzept. Du hast dann eben dieses Productized Service entwickelt. Vielleicht skizier es ganz kurz, damit auch die Hörerinnen und Hörer meines Podcasts wissen, was ist es? Maik: [19:18] Also am Ende habe ich aus meiner Dienstleistung, meiner Ginger-Dienstleistung, ein Produkt gemacht. Früher hat man das individuell ausgeliefert und jetzt habe ich gesagt, genau so systematisiert gehen wir vor, wie so ein Sternekochrezept. Und das kochen wir genauso immer wieder runter, wenn ein Kunde das, in meinem Fall Lastenherfnis ein technisches Dokument haben wollte, dann machen wir das genauso, und dann kriegt er das vollständig und freigegeben. Und zwar immer gleich. Früher haben wir das zwar auch gemacht, es gab die Dienstleistungen auch vorher schon, nur für jeden Kunden anders. Mal zwei Wochen, mal vier Wochen, mal dicker, mal dünner, mal mit viel Bildern, mal mit wenig Bildern. Und jetzt hatte ich ganz klar gesagt, genau nur so aus unserer Sicht meisterliches Handwerk. In zwei Wochen erfassen, sortieren, füllen, prüfen, freigeben, zack, fertig hast du das Ding am Tisch zu einem Festpreis. Dass das sich als Geschäftsmodell, Product as Service nennt, war mir damals auch nicht klar. Das ist mir eigentlich so zwei Jahre später, 2017 erst klar geworden. Als ich nämlich plötzlich von meinem Steuerberater die Rückmeldung bekam, so, Herr Pfingsten, was auch immer Sie da mit dem Internet machen, Sie müssen 40.000 Euro Steuern nachzahlen und ich so, ja, kein Thema, habe ich mir in eine Seite gelegt, aber im Moment 2015, das war doch das Jahr, wo ich gefühlt den ganzen Sommer mit dem Laptop im Garten gesessen habe und Zeit hatte für die Kinder. Und das ist dann erst mir richtig bewusst geworden im Nachgang. Bernhard: [20:32] Jetzt skizzierst du eh schon ein bisschen, du bist den Sommer mit dem Laptop mit den Kindern im Garten gesessen, also der Mike war nicht mehr der mit diesen Arbeitstagen, die so ewig lang dauern, sondern da hat sich was für dich verändert. Skizziere vielleicht einmal deinen Alltag nach dem Change für dich? Maik: [20:47] Also, ich sag mal, bis dahin war es halt klassisch Zeitmodell. Und aus der Zeit kam auch bei meiner Frau so eine für sie gedankliche Regel. Okay, ist der Maik weg? Ist der Kühlschrank voll? Ist der Maik zu Hause? Haben wir ein Problem mit dem Bankkonto? Und das war halt einfach auch der Kern, das ist der Kernproblem vom Zeit-gegen-Geld-Modell. Kannst du keine Zeit tauschen, warum auch immer, bist im Urlaub, bist krank, willst mal auch frei machen oder sonst was, hast keine Kundenaufträge, hast du sofort ein Riesending an den Hals. Hast du Aufträge, käppelst du dich die ganze Zeit mit dem Kunden entweder über den Stundensatz oder den Tagessatz und darüber, ob das, was du aufgeschrieben hast, wirklich dem entspricht, was wirklich geleistet worden ist. Das heißt, du bist voll in so einer Freelancer-Abhängigkeit. Maik: [21:31] Und was ich jetzt plötzlich hatte war, ich habe dem Kunden ein versprochenes Ergebnis verkauft und ich hatte die Möglichkeit dann da zu sagen, das hat einen Wert und das ist mein Wertbeitrag, damit mein Preisschild. Und plötzlich interessierte den Kunden überhaupt nicht mehr, ob ich dafür 30, 50, 70, 100, 200 Stunden brauche, sondern der wusste genau, der kriegt in zwei Wochen das Ergebnis auf dem Niveau liefert, zu dem Preis, der sind bezahlt, fertig. und dann war ich plötzlich frei. Dann war ich plötzlich auf meiner Seite aus dieser Zeitbindung raus und habe mit jedem Kundenauftrag, den ich gemacht habe, immer weiter an meinem Sternekochrezept optimiert und bin dahinter auf unter 30 Stunden Aufwand gekommen pro Lastenheft, also pro Dokument. Ich habe maximal, also der Standardpreis war 12.500 Euro für so ein Dokument. Brauchst ein Projektmanagement, Industrie braucht das. Ist wie ein Bauantrag vom Haus, brauchst du das in der Industrie für ein großes, komplexes, technisches Produkt. Ähm, Das heißt, ich hatte die Situation für 12.500 Euro pro Stück Dokument. Ich habe mich selber limitiert auf maximal 10 pro Jahr, die ich akquiriere. Da mache ich einen Deckel drauf, weil irgendwann wird es dann auch zu viel, dann hast du es irgendwann über. Aber 10 war völlig okay. Das heißt, wir reden hier schon mal über 125.000 Euro Jahresumsatz als Solopreneur remote. Ich brauche es auch nicht mehr zum Kunden fahren und nichts. Bernhard: [22:51] Und du hast doch keine Office-Kosten, was man vergessen hat. Maik: [22:54] Top, im Grunde, ja. Und mein Gartenstuhl. Das war im Grunde alles. Das heißt, das ist ja schon mal gar nicht so schlecht. Das ist eine Teil der Gleichung. Aber viel spannender ist der andere Teil der Gleichung. Dadurch, dass ich ja auf unter 30 Stunden mittlerweile optimiert habe, auf meiner Seite, heißt das, bei 10 Lastenheften mal 30 Stunden reden wir hier über 300 Stunden Aufwand. 300 Stunden Aufwand ist so Pi mal Daumen zwei Monate arbeiten im 40-Stunden-Wochen-Angestellten-Titel. Kontext. Das heißt, das ist plötzlich die Situation, weil ich musste maximal 10 Lastenhefte pro Jahr akquirieren und wusste genau, dann habe ich in Summe über das Jahr verteilt, natürlich ungefähr 2 Monate Aufwand, die ich quasi fachlich arbeite, habe dann aber 125.000 Euro schon mal klar. Da kamen dann noch so Sachen drauf, dass manche super kurzfristig ein Lastenheft braucht, dann haben die 25.000 Euro für so ein Stück Dokument bezahlt und ich habe immer noch den gleichen Aufwand gehabt, ich habe das gleiche Ergebnis geliefert. Das war natürlich super attraktiv. Ich habe noch einen zweiten ein Project-Life-Service-Dirneben gebaut. Also am Ende des Tages hatte ich plötzlich Freiheit. Ich hatte diese zeitliche Freiheit zu arbeiten, wann, wo, wie ich will. Und plötzlich ermöglichte mir dieses Geschäftsmodell das. Und das ist das, warum es aus meiner Sicht Project-Life-Service viel mehr ist als nur eine standardisierte Dienstleistung. Das ist wirklich das Geschäftsmodell, wo ich mich gefreut hätte, wenn man mir das Ende der 90er an der Uni an den Gründerseminaren erklärt hätte. Das ist der Grund, warum ich heute zweimal im Jahr an der RWTH Aachen bei der Gründerwoche einen Vortrag darüber halte, weil ich genau weiß... Maik: [24:22] Ich bin heute der, den ich mir damals gewünscht hätte. Wenn mir das damals jemand erklärt hätte, wäre mein Weg ein ganz anderer gewesen. Und ich sehe heute, seit Jahren mache ich das da in Aachen und ich sehe bei jedem Mal, wenn ich da bin und das ist so eine gute Stunde Vortrag, sitzen da so 30, 40 Studenten, Studentinnen in der Runde und dann gehen so zwei, drei, vier Köpfe hoch, wo du merkst, die Augen werden groß, die Ohren werden groß und ich weiß genau, das ist der Mike von damals und darum mache ich das heute. Bernhard: [24:51] Darf ich dich fragen, Mike, wie alt bist du eigentlich? Maik: [24:53] Ich bin 51 Jahre alt. Bernhard: [24:55] 51 Jahre alt. Du hast drei Kinder, hast du gesagt. Maik: [24:57] Ja. Bernhard: [24:59] Und was hat sich dann konkret für dich im Bezug zur Beziehung zu deiner Familie geändert durch diese, ich sage jetzt einmal, mehr selbstbestimmte Zeit? Maik: [25:10] Ich kann auf Dinge reagieren, auf die ich früher nicht reagieren konnte. Ein Kind ist krank, muss aus der Schule abgeholt werden. Mach das mal, wenn du gerade in Teams oder Zoom hängst. Hänge ich nicht mehr. Ist alles möglich. Ich kann viel flexibler reagieren, wenn irgendwelche ungeplanten Sachen halt passieren. Oder es ist auch plötzlich nicht mehr ein Problem, wenn ich mal zwei Wochen krank bin und in Berlin. Früher war das echt doof. In der Hälfte meines Erachtens ist der Monatsumsatz weg gewesen. Jetzt ist es mir völlig egal. Bernhard: [25:41] Oder du hast einfach gearbeitet, obwohl du krank warst. Maik: [25:44] Oder das ist, die meisten von uns arbeiten dann trotzdem irgendwie versuchen dann so mit Kältungstee und Tretere irgendwie dann halbwegs durch so ein Zoom-Meeting zu kommen oder ein Teams-Meeting, das habe ich alles nicht mehr. Das heißt, ich habe eine große Flexibilität und plötzlich halt diese Zeit und diese Lebensqualität, mich um die Dinge zu kümmern, die wirklich wichtig sind im Leben und damit meine ich meine Dinge, die Frauenbeziehung, auch Freundeskreis, aber eben halt auch Kinder. Bernhard: [26:09] Also inwieweit würdest du sagen, hat sich durch diesen Wandel die Beziehung zu deiner Familie verändert? Maik: [26:16] Ich bin mehr Papa. Ich bin mehr da. Also das ist dieses, allein nur... Wir planen das jetzt nicht. Ich meine, gut, die Kinder sind auch Teenager, so spannend finde ich es auch nicht mehr, die Eltern am Eintrachtestisch zu sitzen zu haben. Aber ich sage so zwei, drei, viermal die Woche, je nachdem, sitzen wir um 14 Uhr zusammen im Essen und dann kommen die Kinder von der Schule und ich bin mit dabei. Und auch das ist auch nur, das ist etwas, was ich dann auch sehr früh gelernt habe, ist, es geht nicht um die Umfang an Zeit, den du mit dem Kind hast, sondern den Moment da zu sein und wenn es nur diese halbe Stunde ist. Wenn ich irgendwie, ich sag mal, Vater werde jetzt irgendwie den Rest des Tages nur am Sofa sitzen und der Sohn und der Tochter sitzt daneben und ich gucke die ganze Zeit Glotze, ja dann bin ich zwar physisch anwesend, aber nicht präsent für das Kind. Und diese Mittags 14 Uhr, wir essen alle zusammen, dann wird gelacht, dann wird erzählt, man ist kurz präsent und dann geht jeder wieder seine eigenen Wege. Aber das sind so Sachen, die kann ich heute und kann ich frei entscheiden. Und ich kann entscheiden, fahre ich jetzt mal drei Tage nach Wien zu dir oder sowas, solche Dinge oder eben nicht und kann das halt deutlich besser organisieren, als es früher überhaupt möglich gewesen wäre. Bernhard: [27:32] Mir hat das gerade gut gefallen, dass du gemeint hast, du kannst mehr Papa sein. Also ich habe das Gefühl, du unterscheidest, genauso wie ich es tue, zwischen Vater sein und Papa sein, oder? Maik: [27:39] Ja, genau. Also das ist für mich wichtig. Wir haben ja verschiedene Rollen in diesen ganzen Kontexten, die wir hier leben. Und eine Rolle ist einfach auch, durchaus da zu sein für das Kind als Papa. Und zu sagen, komm, weißt du was, dann sitzen wir uns, ich kann mich noch gut daran erinnern, das ist jetzt so zwei Jahre, circa her, zwei, drei Jahre, ja genau, zweieinhalb Jahre muss es ungefähr her sein, ich war in Köln im Apple Store mit meinem Sohn, das war so Dezember Weihnachtszeit, ich wollte aber irgendwas mir angucken, was ich für das Geschäft brauchte, ich glaube die neuen AirPods war raus, ich weiß es nicht mehr, ist auch egal, auf jeden Fall kamen wir aus dem Apple Store raus und gegenüber, Auf der anderen Seite war ein Pop-Up-Store, der im ersten Moment auch sich einen Lego-Laden, aber keinen Lego-Schüttel dran hatte. Und mein Sohn war damals zehn. Und er dachte auch so, hm, was ist denn das? Lego, hm, können wir da mal reinlaufen? Und dann sind wir da reingelaufen. Und da war das so ein, das gibt diese anderen Legos. Ich frage mich jetzt, ich kenne die Namen nicht so gut, ich bin jetzt auch kein Lego-Freak, aber so dieses, es gibt so andere. Bernhard: [28:41] Ja, ich weiß schon, was du meinst. Ähnliche Systeme, ja. Maik: [28:44] Genau, so verschiedene und die sind richtig gut. Und dann haben wir uns da irgendwie so ein komplexes Teil, wo du bei Lego 300 Euro zahlst, für 50 Euro geschossen und haben das ganze Wochenende da irgendwie so ein ferngestahlten Lego-Buggy zusammengebastelt. Mein Sohn war happy, ich war happy. Und das sind dann Dinge, die kann man auch spontan dann machen. Und das ist dann Papa sein. Bernhard: [29:02] Absolut, sehr schön beschrieben, sehr schön bildlich eigentlich. Zwei Fragen habe ich noch an dich. Und zwar, das erste ist, ich nenne es diese Kategorie immer zurück in die Zukunft. Ganz simpel, eigentlich nur, wenn du vor dem Mike stehst, der noch keine Kinder hat, was würdest du ihm mit dem Wissen von heute sagen? Maik: [29:19] Viel früher anfangen. Viel, viel früher anfangen. Ich habe lange, lange, lange Zeit, eigentlich so bis erst, ja, fast 2005, fast eigentlich fast 2010, ich bin zu jung für Selbstständigkeit, ich bin zu jung ein Business aufzubauen. Man darf das nicht, hört sich jetzt Quatsch an, aber so dieses Gefühl hast du, das ist so, ich hätte viel früher anfangen können. Ja, ich hätte wahrscheinlich schon mit 18, 19 anfangen können, weil ich... Damals aber nicht den Kontext hatte, der mir das geben konnte, war mir das nicht bewusst. Das heißt, ich würde heute dem Mike von 19 sagen, schnapp dir ein Motorrad, schnapp dir das Internet, baue online ein Business auf und guck, dass er da halt diese Zeit genießt. Weil sobald du den Business hast und wenn dann noch hinter Familie zukommt, dann ändern sich ganz viele Regeln und Mechaniken und dann sind viele Dinge nicht mehr möglich, die mit 18, 20 halt möglich waren. Das wäre dann ein so Punkt, den ich dem Mike von damals, heute sagen würde. Bernhard: [30:15] Und die letzte Frage, ich weiß nicht, ob das natürlich jetzt schon beim Alter deiner Kinder da noch wirklich hineinpasst, aber ich glaube, jeder hat so von seinen Kids einen Song, der so oft gehört wurde, dass er quasi bei dir eigentlich so einen musikalischen Burnout verursacht. Was ist denn das bei dir? Es ist so drei Kinder, ich möchte jetzt nicht drei Songs auf die Playlist setzen, Maik: [30:37] Aber einen. Ich habe eine geile Story dazu. Unsere Kinder haben die kleine Prinzessin Lilifee auf und runter gehört, als Kindergartenalter war. Ja, die sind schön. Aber wenn du zwölf Stunden lang von der Bretagne nach Köln nach Hause fährst am Ende des Urlaubs und du die ganze Zeit nur Lilifee-CDs drin hast, dann hast du irgendwann keinen Bock mehr auf Lilifee. Das Schlimme war nur, zu der Zeit hat unser CD-Player im Auto irgendwie die Fratze gemacht und hat die CD nicht mehr rausgeworfen. Das heißt, wir konnten nur noch Lilifee hören. Ich kann es nicht mehr hören. Wenn du Lilifee anmachst, gehe ich hier schreiend stiften. Das ist ein Song. Bernhard: [31:09] Wir nehmen den Titelsong von der Prinzessin Lilifee. Der kommt auf die Liste und das wird die schrecklichste Playlist aller Zeiten. Maik, ich danke dir für deine Zeit. Liebe Grüße nach Köln und alles Gute. Danke sehr. Maik: [31:20] Danke dir.

Kapitel

00:00
Wenn Erfolg sich trotzdem falsch anfühlt
05:19
Der Moment, in dem Familie wichtiger wurde als Firma
13:39
Beziehung statt Bilanz
20:47
Freiheit statt Fremdbestimmung
26:16
Mehr Papa. Weniger Show.

Bernhard Vosicky

Host

Bitte gib den gewünschten Suchbegriff ein.