Wie du lernst, ein guter Papa zu sein – und warum das mit dir selbst beginnt

Episode 90
45:03

Was macht einen guten Vater aus? Beziehungscoach Dominik Borde spricht über die Prägungen unserer Kindheit, männliche und weibliche Energie, Selbstreflexion, Rollenbilder – und warum innerer Wohlstand der Schlüssel für glückliche Beziehungen ist.

Wie du lernst, dich selbst zu lieben – und was das mit deiner Vaterrolle zu tun hat.

Kapitel:

(00:00) – Dominik Borde im Interview

(02:51) – Zwischen Burnout und toxischer Männlichkeit

(08:48) – Papa sein: Fürsorge allein reicht nicht

(16:39) – Wie du aus dem Kreislauf der Kindheitsmuster aussteigst

(36:08) – Die Geschichte vom schönsten Tag im Leben seines Sohnes

Weiterführende Links:

Website Dominik Borde – https://www.sozialdynamik.at/

Dominik auf Instagram – https://www.instagram.com/bordedominik

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Website „Papa Mia!?“ – ⁠⁠⁠⁠⁠⁠www.papamia.at⁠⁠⁠⁠⁠

„Papa Mia!?“ – Youtube Channel ⁠⁠⁠⁠⁠https://www.youtube.com/watch?v=vlczJi3MlqA&list=PLBsmCGWpasWcYdyEE3Pcl_aOATzJ9La-K&pp=gAQB⁠⁠⁠⁠⁠

Die „Papa Mia!?“ Playlist des Grauens – ⁠⁠⁠⁠⁠https://open.spotify.com/playlist/7HIWtMrisEMEW8GxEbFwnD?si=1e7b8f1e464e44ec⁠⁠⁠⁠⁠⁠

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Transkript:

Dominik: [0:00] Also wir hätten deutlich weniger Streits, Kriege, Auseinandersetzungen, wenn die Menschen mit sich selbst mehr inneren Wohlstand hätten. Und innerer Wohlstand ist meistens gelernt in der Kindheit. Papa Mia. Reine Männersache. Bernhard: [0:15] Der Podcast von Papas für Papas. Und für alle, die Papas mögen. Klingt cool? Ist es auch. Willkommen zu einer neuen Folge Papa Mia, der Podcast, der dir Lust aufs Papa-Sein machen soll. Ganz einfach, weil es für mich das Großartigste auf der ganzen Welt ist und ich das an euch weitergeben will. Willkommen diesmal mit einer Live-Schaltung und zwar nach Malta, wo Dominik Borde sitzt. Dominik, ich kenne dich noch aus meiner Zeit bei Radio Wien, wo wir immer wieder, wenn es um so Kommunikation, Familie, Paar-Themen gegangen ist, sehr, sehr gerne dich als Experten herangezogen haben, weil du da einfach Experte bist. Wie würdest du dich anderen beschreiben? Was steht auf der Visitenkarte oben bei dir? Dominik: [0:59] Also Visitenkarte habe ich keine mehr, aber mein Motto ist, für weniger Angst, also weniger Widerstand und mehr Liebe zu sorgen. Und sowohl zu dir selbst als auch zu anderen Menschen. Und ich habe, jetzt sind es bald 20 Jahre, habe ich begonnen, ursprünglich Männer zu coachen, aus eigener Krise heraus, nach einer Trennung. Und dann ist Folgendes passiert, dann kamen immer mehr Männer auf mich zu. Ich wollte gar nicht Coach werden in dem Bereich, es ist mir eher zufällig passiert. Ja, und dann irgendwann hatte ich eine Webseite und dann kamen Frauen, die eine männliche Meinung haben wollten. Da war ich schon der ORF-Beziehungscoach. Und dann, wenn du Männer und Frauen hast, hast du irgendwann Paare. Und wenn du Paare hast, hast du irgendwann Paare mit Kindern. Und spätestens dann, ich habe selber vier, hast du den kompletten Gemüsegarten menschlichen Leid. Von Fremdgehen, Burnout, Streitigkeiten und was Paaren halt so passiert. Ja, und mittlerweile ist es ein Unternehmen geworden, wo wir andere Coaches auch zur Verfügung stellen, Paare in der Krise zu begleiten, Menschen, die Schwierigkeiten haben. Und sehr häufig sind es die Kleinen, die am meisten darunter leiden, weil die können ja nichts dafür, dass Mama und Papa sich nicht gut verstehen. Und ich sage immer, wenn am Captain's Table gestritten wird um die Reiseroute, dann werden die Passagiere nervös und da können wir auch deutlich helfen. Bernhard: [2:21] Das klingt sehr, sehr logisch und du hast auch schon eingeleitet, der Ursprung deiner Arbeit war aus einer Trennung oder einer Eigenerfahrung, einer Selbsterfahrung und du arbeitest eben auch sehr viel mit Männern in Beziehungen und wenn du da jetzt auf die klassischen Rollenbilder blickst, vielleicht machen wir so einen kleinen Status Quo zu Beginn, was sind denn so diese Konflikte, mit denen du vielleicht auch damals zu tun gehabt hast und der Konflikt, in dem auch viele andere Männer stecken? Dominik: [2:51] Also das sind mehrere Themen. Das eine ist, die meisten Männer versuchen an der Front des Lebens, mit Arbeit die Welt zu retten und geben ihr Bestes. Letztlich wäre die Frau dann oft lieber spazieren gegangen oder hätte mehr Nähe gern zu ihrem Mann gehabt. Auch die Kinder tun sich schwer, wenn der Papa ein Burnout quasi als Medaille trägt, statt sein Herz offen zu haben für die Dinge, die im Leben wirklich zählen. Und die wenigsten Menschen bereuen am Ende ihres Lebens, dass sie zu wenig gearbeitet haben oder zu wenig oft die Wohnung aufgeräumt, sondern sie bereuen, dass die Zeit, die sie mit jenen Menschen verbringen, die sie lieben, nicht geachtet wurde, dass sie sich nicht ausreichend Zeit dafür genommen haben. Das heißt, Männer dürfen lernen, dass es auch was anderes gibt. Dominik: [3:39] Und auf der anderen Seite muss ich aber auch dazu sagen, die Rolle des Mannes, Wir erleben gerade extrem viel zum Thema toxische Maskulinität und es gibt gerade eine große Trennung. Wir sind noch nie so gut verbunden gewesen auf dieser Welt, durch Social Media etc. Und gleichzeitig noch nie so einsam, so getrennt. Und das bedeutet eben, dass männliche und weibliche Energie, jeder von uns hat beides in sich, aber in einer Mann-Frau-Beziehung, damit die Polarität funktioniert und damit auch die Leidenschaft, ist es wichtig, dass jeder seine Rolle kennt, weiß, wofür ist er zuständig, wofür nicht. Und die meisten Männer sind jetzt schon so ein bisschen orientierungslos, was sie alles tun und können sollten. Und ich glaube, die Geschlechter dürfen lernen, sich wieder mehr in sich zu verlieben, weil wenn es so weitergeht, dann sind wir nicht an einem guten Ort. Bernhard: [4:33] Jetzt hast du schon die Rollen angesprochen. Ich finde das sehr spannend, weil gerade viele Männer kennen sich mit der Rolle des Versorgers aus. Das ist so das, was wir gelernt haben. Und dann sagst du schon eben, es kommt jetzt mit diesem sehr strapazierten Wort, der Begriff der toxischen Männlichkeit, das ist ja genau das, dieses Alte, das ist der Versorger und so. Das ist ja das, was man oft loswerden will und diese konfuse Art, dass sich jetzt viele einfach nicht auskennen, wohin geht die Reise? Was macht das denn emotional mit Männern, wenn sie in so einer Zwickmühle stecken zwischen ich bin und ich sollte sein? Dominik: [5:08] Also sie sind enorm verunsichert, wissen nicht mehr, wo es lang geht und tun sich wirklich schwer, auch stolz auf ihre eigene Männlichkeit zu sein. Also die meisten Frauen sprechen nicht gut über den abwesenden Vater als Beispiel. Und das ist natürlich Identitätskrise, was Männlichkeit betrifft. Und ich möchte jetzt vielleicht auch behaupten einmal, es wird auch sehr missverstanden, was männliche und weibliche Energie überhaupt ist und da Klarheit zu schaffen und das den Leuten näher zu bringen, damit sie ein besseres Verständnis haben, worüber sie überhaupt sprechen. Weil Mann, Frau ist mal eine Worthülse und dahinter stecken ganz viele Dinge, wo die meisten Menschen in Wirklichkeit keine Ahnung haben, worüber sie überhaupt in Wahrheit sprechen. Also wenn ich jetzt auf männliche Energie zu sprechen käme, die männliche Energie ist die Energie des Vorwärtsgehens, des Erreichens, des Erzielens, des Durchbrechens. Es ist eine aggressive Energie im Dienst des Lebens, die vorwärts geht. Dominik: [6:10] Und weibliche Energie hat was zu tun mit fühlen, empfangen, empfinden, sich fallen lassen, auch mehr im Moment zu sein. Die zwei sind völlig unterschiedlich. Und wenn du jetzt in der männlichen Energie lebst, egal ob Mann oder Frau, dann stellst du die Arbeit und das Erreichen von Zielen und die Zukunft in den Vordergrund und versäumst so ein bisschen das Hier und Jetzt. Und wenn ein Mann beispielsweise gelernt hat, du musst stark sein, du darfst nicht schwach sein, du solltest keine Gefühle haben, dann wird er vielleicht beruflich sehr erfolgreich sein können damit, aber emotional wird er was versäumen. Und er wird dann auch weder für die Gefühle seiner Frau, noch für die eigenen, noch für die Gefühle seiner Kinder einen Platz haben. Er kann damit nicht umgehen und das führt dann oft zu Problemen. Ja, aber letztlich ist die Aufgabe des Mannes in der Beziehung zu führen, ja, so wie bei einem Tanz, ja, das Männliche führt, das Weibliche folgt und zwar nicht zwei Meter hinter ihrem Gebiet, sondern es ist eher so nach dem Motto da oben auf diesem Berg, da baue ich meine Burg, kommst du mit. Und wenn sie sich ihm anschließt, wenn sie sich ihm vertraut, weil sie ihm Führungsqualitäten zutraut und weil sie sich seiner männlichen Energie in ihrer weiblichen anvertrauen kann, weil sie es gut anfühlt. Dominik: [7:31] Dann ist er dafür verantwortlich, dass er am Weg dorthin sie von Wegelagerern, Strauchdieben und Vergewaltigern fernhält und seine Kinder schützt. Das heißt, das Nummer eins Ding, was Frauen sich wünschen in einer Beziehung mit einem Mann, und das weiß ich aus, nach 35.000 Coachingstunden kenne ich meine Pappenheimer, ist Sicherheit. Dominik: [7:52] Und Sicherheit ist aber nicht, ich liebe dich so sehr, dass ich ohne dich nicht leben kann. Ich mache alles, um es dir recht zu machen, weil dann führt sie, dann ist sie die bestimmende Kraft und die meisten Frauen sagen, mir fehlt die starke Schulter zum Anlehnen. Nur wenn Frauen gelernt haben, dem Männlichen wenig zu vertrauen, das Ruder nicht aus der Hand zu geben, tut sich der Mann schwer, in seine Rolle zu kommen. Das heißt, jeder von uns hat sowohl männliche als auch weibliche Energie. Wir müssen Balance finden, um mit anderen Menschen gut umgehen zu können. Aber in der Mann-Frau-Beziehung, das Männliche hat eine ganz bestimmte Aufgabe. Und wenn es der nicht nachkommt, muss die Frau in die Männlichkeit gehen. Und dadurch wird der Mann entweder immer weiblicher. Und das beantwortet die Frau dann nicht mehr Leidenschaft. Und dann geht alles kaputt. Und vielleicht auch zu dem Thema ein guter Papa sein. Ja. Dominik: [8:48] Keine Frau steht mehr auf dich, weil du am Wochenende mit deinen Kindern im Park spazieren fährst. Das tust du für deine Kinder, weil du ein guter Papa bist. Macht das Sinn? Macht Abschmerzen. Das heißt, die Frau wird den Ver- und Fürsorger wohl nehmen, aber wenn sie dich nicht mehr als den Besorger will, dann kannst du mit den anderen Rollen, wird alles verlustig gehen. Das heißt, für die Männer da herinnen ist es eher zu wissen, okay, was ist meine Rolle als Mann in einer Beziehung mit einer Frau? Du darfst auch lernen, Grenzen zu setzen, ohne den anderen zu verletzen. Du darfst lernen, deine Bedürfnisse anzusprechen. Und die zweite Ebene ist, was möchte ich als Mann für Erfahrungen machen? Und als vierfacher Papa kann ich das sagen, die Erfahrung, Kinder zu haben. Und ein Papa zu sein, der sich bewusst ist, dass das was wert ist. Und ich würde jetzt mit 54 sagen, wahrscheinlich das wertvollste in meinem Leben überhaupt. Das ist etwas, das machst du für dich. Das machst du nicht für die Frau an deiner Seite. Deswegen, wenn die Frau dann sagt, kannst du mal die Windeln wechseln und er sagt, das ist aber keine Aufgabe für Männer. Die Frage ist, hast du Bock darauf, dein Kind näher kennenzulernen? Hast du Bock, eine besondere Beziehung zu deinem Kind aufzubauen? Dafür machst du das. Macht das Sinn? Bernhard: [10:08] Macht absolut Sinn. Ich höre dir gerne zu und ich finde das auch, du triffst das sehr, sehr schön. Du hast auch schon diese Probleme vorher angesprochen. Da finde ich dieses wahnsinnig schöne Zitat, das ich immer wieder gerne einbaue. Männer haben keine Probleme. Männer lösen Probleme. Das ist das Problem. Also ich finde, das trifft dich eigentlich ganz gut und da sind wir eben ein bisschen in der Zwickmühle, Dominik: [10:29] Oder? Darf ich ganz kurz da einhaken? Bernhard: [10:30] Ja, na klar. Dominik: [10:33] Ich weiß nicht, ob das wirklich ein Problem ist. Ich glaube, wir müssen lernen, unsere Unterschiedlichkeiten als Vorteile zu nützen. Es ist entweder der Stein, der dich begräbt oder die Stufe, auf die du steigst. Was ich beobachte in Mann-Frau-Beziehungen ist, er möchte das Problem lösen, kommt mit Rechtfertigungen und versucht mit Kopf eine Strategie aufzubauen, dass das funktioniert. Er kann nicht gut umgehen mit ihren Emotionen. Sie wird sich gern gesehen, gehört, verstanden fühlen und je mehr er versucht zu erklären, dass sie sich nicht fühlen sollte, desto größer wird das Problem. Das kommt aber von daher, wir Männer waren ursprünglich mal dafür da, die schweren Aufgaben zu erledigen und letztlich vielleicht auch den Säbelzahntiger in die Flucht zu jagen. Wenn ich jetzt vor die Gruppe meiner Leute trete und sage, hey Leute, ich habe mir bei der Jagd nach dem Säbelzahntiger das Fußhörl verstaucht und dann habe ich mich mit dem Herbert hingesetzt und mir konkret, wie es ihm damit geht. Dominik: [11:41] Hätte man ein Problem, würde ich nicht Beachtung bekommen. Das heißt, die meisten Männer haben gelernt, Gefühle zu verdrängen, mittlerweile Frauen auch übrigens, ja, Frauen werden immer mehr männlich, ja, und nicht gut mit Gefühlen umzugehen. Auf der anderen Seite, wenn jetzt Mayhem ausbricht, na wer wird denn zuständig sein für die Sicherheit der Frauen? Wollen wir dann Männer haben, die nur im Fühlen sind oder wollen wir auch welche haben, wenn Frauen und Kinder schreien, auch was umsetzen können und ein Stück weit auf ihre Gefühle verzichten? Das heißt, beides hat seine Vor- und Nachteile. Und es gibt das Männliche nur, weil es das Weibliche gibt, so wie es den Tag nur wegen der Nacht gibt. Und deswegen müssen wir lernen, Verbindung aufzubauen und die Vorteile gegenseitig zu nützen. Und das ist die große Herausforderung. Bernhard: [12:32] Was würde uns denn eine Änderung bringen? Gehen wir mal konkret rein. Was würde es bringen? Theoretisch kämen Männer besser mit ihren Emotionen zurecht? Dominik: [12:44] Weniger Gewalt, weniger Kriege, weniger Auflehnung, weniger Widerstand. Weil wenn ich nicht gelernt habe, meine Emotionen zu managen, dann managen mich meine Emotionen. Ein Mann möchte gewaltig sein. Und wenn Männer sich nicht gewaltig fühlen, sondern ohnmächtig, dann werden sie gewalttätig in Worten und in Taten. Wenn du dem Sturm und Drang, dem Testosteron keine Grenzen setzt, artet es aus. Wenn Männer lernen, auf der einen Seite sich wirklich stark zu fühlen, Jordan Peterson, dem ich nicht in allem zustimme, was er sagt, aber der sagt als Mann, du musst ein Monster werden, Das heißt, du solltest so stark sein, du solltest so mächtig sein in deiner Kraft, dass du nicht ohnmächtig bist, wenn es im Außen irgendwie Tumult und Unruhe gibt. Und so stark, dass du sozusagen dieses Schwert niemals aus der Scheide nehmen musst. Aber du musst mit dir selbst im Reinen sein, ein starker Mann sein, dich selbst im Griff haben. Und wenn wir das könnten, dann hätten wir in unseren Familien mehr Sicherheit, wir hätten mehr Verbundenheit zwischen den Geschlechtern. und ein Kind lebt im Wetter der Beziehung der Eltern. Der Fisch beginnt immer am Kopf zu stinken. Dominik: [14:04] Das heißt, wenn ich ein gutes Wetter kreiere zwischen männlicher und weiblicher Energie, zwischen Mann und Frau, diesen beiden Polen, wenn wir eine erfüllte Sexualität leben, wenn wir Themen lösen können, weil wir gelernt haben, darüber zu sprechen, wenn wir in die Tiefe gehen können bei unseren Gesprächen und uns nicht entzweien, dann gibt es unseren Kindern Geborgenheit, Sicherheit und starke Wurzeln. Und je stärker die Wurzeln sind, an denen ich mich anlehnen kann, desto mehr kann ich in der Welt erreichen. Und da gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen was war daheim und was leben Leute dann im eigenen Leben immer und immer wieder. Wir wiederholen die Muster aus der Kindheit. Bernhard: [14:43] Das heißt, im Endeffekt bist du ein Vertreter der Theorie oder der Meinung, dass wir versuchen können zu erziehen, was wir wollen, wenn wir es ihnen nicht vorleben, wird es nichts. Oder quasi die Kinder kopieren uns sowieso. Dominik: [14:55] Also hier ist das Ding, ich bin weder Vertreter einer Meinung noch Verfechter von irgendwas, sondern ich beziehe mich da auf ganz simple wissenschaftliche Fakten. Das ist, also wenn du mit deinem Kind laut schreist und sagst, schrei nicht so laut, Gott lernt das Kind nicht, ruhiger zu werden. Die meisten Eltern werfen ihren Kindern jene Dinge vor, die sie ihnen selber beigebracht haben. Ein Kind lernt eine Sprache nicht vom Vokabelbauten, sondern vom Spielen unterm Tisch. Das heißt, das Wetter der Beziehung der Eltern, wie die miteinander umgehen, unterrichtet dem Kind, wie es es später auch machen soll. Ich behaupte, in 35.000 Coachingstunden, die ich mit Menschen verbracht habe, Paaren in der Krise, 95 Prozent von dem, was die Leute im Hier und Jetzt als Problem haben, ist ein Symptom aus der Vergangenheit. Die eigenen Eltern waren meistens nicht die besten Beispiele dafür, wie man langfristig Nähe, Intimität aufbaut, über Gefühle spricht, die Leidenschaft in einer Beziehung erhält. Die meisten Väter waren nicht großartig da. Und das macht was mit uns Kindern. Bernhard: [16:09] Verstehe, was du meinst. Aber das heißt, wir können das irgendwie so als Common Sense hinsetzen, was, glaube ich, jedes Elternteil sagen würde. Ich will, dass es meinen Kindern gut geht. Das unterstelle ich jetzt mal allen Eltern. Ja, dementsprechend möchte ich ja auch, dass ich an der Situation etwas verbessere und wenn ich jetzt, du hast schon gesagt, quasi als Mann vielleicht einen besseren Zugang zu meinen Emotionen kreieren kann, dann hat das für mich, für die Gesellschaft, du hast gemeint, weniger Gewalt, weniger Kriege und so weiter, was bringt es mir persönlich? Dominik: [16:39] Ein bewussteres, erfüllteres und liebevolleres Leben. Weil alles, was du nach außen tust, machst du auch nach innen. Wenn ich mich permanent ärgere, dann ist das so wie, ich möchte, dass die anderen an dem Gift sterben, aber ich schluck's. Ärger macht alles bloß Ärger. Also das braucht mir niemand von deinen Zuhörern glauben. Das darf jeder in seinem eigenen Leben überprüfen. Du hast aus Wut und Ärger noch nie Liebe gemacht. Aus Mangel noch nie Fülle. Das heißt, die Energie, in der du bist, in der du lebst, ist genau das, was du nach außen auch abgibst. Menschen, die andere prügeln, prügeln sich auch selbst. Dominik: [17:21] Und am höchsten Stand der Wissenschaft gilt als bewiesen, dass alles mit allem verbunden ist. Sprich, das, was du aussendest, und ich meine, das kann sich jeder fragen, der schon mal verliebt war. Wenn du verliebt bist, wie gehst du mit anderen Menschen um? Wie gehst du mit dir selber um? Was machst du an einem regnerischen Tag im Stau, wenn der Mensch, in dem du verliebt bist, daneben sitzt? Kein Stress. Also wir hätten deutlich weniger Streits, Kriege, Auseinandersetzungen, wenn die Menschen mit sich selbst mehr inneren Wohlstand hätten. Und innerer Wohlstand ist meistens gelernt in der Kindheit. Also die Frage ist immer, wer musstest du sein, um geliebt zu werden? Welche Regeln galten da? Und diese Regeln hast du teilweise auch für dich selbst übernommen. Und Selbstliebe ist bei den meisten Menschen nicht unbedingt der zweite Vorname. Wie gehe ich mit mir beispielsweise um, wenn ich einen Fehler mache? Also die Art und Weise, wie du mit dir umgehst, wenn du einen Fehler machst, hast du nie bewusst entschieden. Sondern es ist eins zu eins daran geprägt, was ein naher Erwachsener getan hat, als du noch ganz klein warst, als es für ihn oder sie emotional eng wurde. Und das heißt, wenn dein Papa sich geprügelt hat für Fehler, ist eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass du es selber genauso tust. Körpersprachlich, energetisch etc. Macht das Sinn? Bernhard: [18:45] Ganz kurze Unterbrechung. Geht auch gleich weiter, versprochen. Ich habe eine Bitte an euch, wer noch nicht hat, Podcast abonnieren, Glocke aktivieren, damit ihr auch jede neue Folge gleich unmittelbar mitbekommt und am allerwichtigsten Bewertung dalassen. Am liebsten fünf Sterne, aber ich nehme alles, ich bin da nicht so. So, aber jetzt zurück zu Dominik Borde. Coole Folge. Absolut. Die Frage ist nur, wie komme ich aus diesem Radl raus? Wie kann ich diesen Kreislauf unterbrechen, dass ich immer das übernehme, was ich selber mitbekommen habe? Also ist das bei der Selbstreflexion der Weg zum Glück oder was ist es? Dominik: [19:21] Um ganz ehrlich zu sein, du kannst das nicht so einfach unterbrechen, weil es ist ein Muster. Wissen und Verstehen kriegt immer nur den Trostpreis. Wir wissen oft, was wir tun sollten, wir würden es auch gerne tun. Ich sollte meine Kinder nicht anschreien. Ich sollte mich nicht verschließen. Ich sollte, ich sollte, ich sollte. Wir sollten all over ourselves. Aber ich kann es nicht umsetzen. Weil an der entscheidenden Stelle dich entweder ein Gedanke blockiert, also ein Gefühl blockiert oder deine Gefühle mit dir durchgehen. Das heißt, es sind sehr tiefsitzende Muster. Die Chance, dass wenn du morgen in der Früh aus dem Bett steigst, dass du immer mit dem gleichen Fuß zuerst aus dem Bett steigst, danach auf dein Handy schaust, was die Welt von dir braucht und dann anschließend auf der Spüle mit immer der gleichen Hand die Toilette drückst, die Chance ist 100 Prozent. Wir sind gefangen in einem wiederkehrenden Kreislauf. Und die only way out ist in, du musst lernen, wie du diese Muster durchbrichst. Und das geht leider Gottes nicht mit Bücher lesen und Podcasts hören alleine, weil mit dir selbst über dich nachzudenken ist äußerst eingeschränkt. Das sind auch die Grenzen der Hirnforschung. Das heißt, du brauchst einen äußeren Betrachtungswickel, du brauchst Werkzeuge, und du brauchst einen geführten Prozess, den du übst. Weil egal, was du lernen möchtest. Also der Erich Fromm hat das Buch geschrieben, die Kunst zu lieben. Dominik: [20:46] Und da ist auch schon alles enthalten. Liebe als eine Kunstform. Na, wenn du Klavierspielen lernen möchtest, auf einem Niveau, dass dir jemand anderer gerne zuhört, überleg einmal, wie viele Jahre musst du es üben. Und jetzt überleg dir einmal zu deinem eigenen, unbewussten, wie viele Jahre hast du sozusagen geübt, du selbst zu sein. Das heißt, das zu durchbrechen, braucht Wiederholung. Zuerst müssen wir es können, dann müssen wir es üben, indem wir es zuerst einmal auch wollen müssen. Und das dauert eine Weile. Ja, das heißt, was wir machen in unserem Programm, ist genau das. Wir nehmen die Leute an die Hand, wir geben ihnen Werkzeuge und wir zeigen, wie sie die aktuelle Krise nicht nur verstehen können als Wachstumschance, sondern was sie wirklich tun können, um damit die nächste Stufe ihrer Entwicklung zu erreichen. Ja, das dauert eine Weile. Bernhard: [21:42] Gar keine Frage. Also man darf auch nicht zu ungeduldig mit sich selbst und seiner Welt sein, das ist eh logisch. Jetzt glaube ich zu wissen, weil ich es am eigenen Leib auch erfahren habe, dass diese Krise, die du angesprochen hast, jetzt bei Männern nicht zufällig in der Lebensmitte passiert, oder? Dominik: [22:01] Naja, schau mal, wenn immer Leute Veränderung anstreben, wir haben es vorher schon besprochen, entweder bist du inspiriert oder bist du desperat. Und es laufen die Dinge so lange gut, bis du dann irgendwann einmal am Punkt ankommst, so geht es nicht mehr weiter. Du bist irgendwie in ein Loch hineingefallen und dann brauchst du für die nächste Ebene der Entwicklung neue und bessere Werkzeuge. Die Ideen, die dich gebracht haben zu dem Problem, werden nicht jene Ideen sein, die dich zu einer neuen Lösung bringen. Und ja, das passiert natürlich dann, wenn wir uns neue und bessere Fragen stellen. Also in der Lebensmitte zum Beispiel stellen sich viele Leute die Frage, okay, was wäre jetzt eine Not-to-do-Liste? Wenn du plötzlich erkennst, dass du jede Minute im Leben nur einmal zu vergeben hast. Mit 20 ist dir das nicht bewusst. Der 20-jährige Dominik Borde würde dir ganz andere Dinge sagen. Der wäre noch viel weniger humble, bescheiden gewesen, auch über den eigenen Stand der Unwissenheit. Je länger du lebst und je bewusster du wirst, desto mehr schaust du und achtest dann auf andere Dinge. Bernhard: [23:10] Was aber auch okay ist, denke ich mir, weil es ist ja ein permanenter Progress. Auch der Dominik Borde in 20 Jahren wird mir andere Dinge erzählen als heute wahrscheinlich, oder? Dominik: [23:18] Das hoffe ich doch. Ich bin schon gespannt, was ich da sagen werde. Tatsache ist, als Mensch bist du im besten Fall ein ständiges Werden. Wer aufgehört hat zu werden, hat aufgehört zu sein. Perfekt bist du, wenn du tot bist. Nur das Thema ist halt einfach, dass dein Leben ist in Wahrheit eine Mischung aus Zeit und Energie. Dominik: [23:41] Und wir haben eine bestimmte Zeit und wir haben eine bestimmte Menge von Energie. Wir alle wissen, wie es ausgeht. Rest in Peace. Und bis dahin gibt es unterschiedliche Events. Haus gekauft, Buch geschrieben, Podcast gegründet, Kind gezeugt, was auch immer. Dein Leben ist aber in Wahrheit nicht Events, sondern wie du dich im Umgang mit all dem fühlst. Und wenn es da keine Entwicklung gibt, Entwicklung, Wachstum ist etwas, was uns Freude macht. Beziehungen werden entweder B wie besser oder B wie beendet. Dein Körper wird entweder stärker oder schwächer. Wenn du nichts tust, wird es automatisch schlechter. Und Krisen, Lebenskrisen sind immer Wahrnehmungskrisen. und tatsächlich, ich meine, kein Mensch wird sich aussuchen, eine Scheidung, eine Trennung, was auch immer. Die Leute, die zu uns kommen, kommt keiner, der sagt, mein Leben ist so geil, ich halte es nicht mehr aus. Sondern die Leute kommen immer, wenn das Boot kurz vorm reißenden Abgrund steht und sie schon den Wasserfall rauschen hören oder knapp danach. Aber dort ist immer, und das ist Teil des Lebens, ich sage immer, Probleme sind kein Bug, sie sind ein Feature. Bernhard: [24:52] Vor allem, weil man ja auch nur dann in Wirklichkeit bewusster auf sich selbst schaut. Es gibt diesen Spruch, wer stolpert, schaut dann nachher aufmerksamer auf den Weg. Auch irgendwie logisch. Das hilft ja, aber auch dieses Anerkennen, dass Fehler dazugehören, sogar zur Weiterentwicklung führt, die notwendig sind. Das ist ja auch eine Sache, die man wissen muss. Und jetzt zugespitzt befragt, wenn du jetzt sagst, all das, die Situation, die wir jetzt haben, entstammt im Endeffekt unserer Zeit als Kinder von dem, was wir mitbekommen haben. Heißt das für mich logischerweise, diese Zeit ist extrem prägend, wichtig und hier entsteht alles. Das heißt, wenn ich etwas verändern will, muss ich auch dort ansetzen. Und es ist nicht so zielführend herzugehen und zu sagen, liebe Männer, endet es euch doch, seid doch was auch immer, seid doch einfach emotionaler, weil dann geht euch alles besser, Dominik: [25:45] Das ist vielleicht sogar zu spät. Ja, das ist Wissen und Verstehen. Bernhard: [25:48] Ja, genau. Dominik: [25:49] Das ist Information, nicht Transformation. Also die guten Beziehungstipps hätten wir alle. Gehen Sie öfter mal zum Italiener, seien Sie liebevoll zu Hause, Tiernachbarn und Fremden, schlagen Sie nicht Ihre Kinder, seien Sie selbstsicher, weißt du nicht, essen Sie wohl, leben Sie gesund, rauchen Sie. Sie nicht umsetzen ist das problem nicht aber du hast schon recht ja wir müssen dorthin schauen wo es herkommt nur wo ich so vielleicht ein bisschen so mit der herkömmlichen psychotherapie nicht ganz einer meinung bin da geht es eher darum in die vergangenheit zu schauen und zu sehen woher dinge kommen und dann zu hoffen dass sich durch dieses wissen im außen was verändern wird mir geht es eher darum für mich ist die lösung eines problems erkenne ich am verschwinden des Problems, mir geht es darum, okay, wo sind die Triggerpunkte, was sind jene Erfahrungen, die dich da geprägt haben und jetzt brauchst du Werkzeuge, um es anders zu machen. Das größte Problem mit Veränderung ist, am nächsten Tag nicht die gleichen Gewohnheiten zu haben wie am Vortag. Neurologie und Physiologie müssen lernen, bei gleicher Umgebung anders zu reagieren, mal ganz wissenschaftlich gesehen. Und dazu brauchst du Werkzeuge und dazu ist Reden zu wenig, weil die Wahrheit ist, wenn du getriggert bist, dann bist du es im Körper. Das heißt, wir müssen tiefer gehen. Und jetzt kommen wir zurück, warum ist die Kindheit wichtig? Weil je näher du deinen Eltern warst, Kind im Mutterleib, kriegt alles mit von der Mutter. Dominik: [27:18] Danach zu Hause, wer gehört zu mir? Die Kinder sind viel mehr im Spüren als im Verstehen. Das heißt, neurologisch und physiologisch wird da was in der Tiefe angelegt. Und manche Dinge, du musst nicht aus einem schlechten Elternhaus quasi stammen. Du kannst eine glückliche, gefühlte Kindheit haben und trotzdem eine unglaubliche Angst vor Nähe im Hier und Jetzt. Und das ist ganz vielen Leuten nicht bewusst. Sie kriegen es nicht mal mit und dann wiederholen sie ihre Themen. Das heißt, gerade dann, wenn sich deine Themen immer wieder wiederholen, wenn du ein Wiederholungstäter bist in Beziehungen, Wenn du immer wieder betrogen, immer wieder verletzt oder immer wieder dich schuldig fühlst oder was auch immer das Thema ist, dann gilt es noch viel genauer hinzuschauen und da braucht man einfach einen tiefergehenden Prozess, um das zu lösen. Bernhard: [28:05] Was wäre denn so ein Werkzeug, das ich verwenden kann? Dominik: [28:10] Also ein Werkzeug, was du lernen kannst, das ist jetzt mein Spezialgebiet, das ist ein Familiensystem. Ja, also jeder von uns hat einen Rucksack aus der Herkunftsfamilie mitbekommen und alles, was die eigenen Eltern für sich nicht aufgelöst und angenommen haben, übernehmen dann Nachfolgende und Kinder. Das heißt, wenn du jetzt mit deinem Partner einen Streit hast, da oben ist es quasi so wie ein Eisbergprinzip, da ist die Kommunikation, da unten wirken systemische Gesetze und wenn du von denen keine Ahnung hast, dann lebst du von glücklichen Zufällen und ständigem Ausweichen, machst das Leben unnötig schwer. Und jetzt kann man den Leuten beibringen, Dinge, die sie verstehen müssen. Zum Beispiel, ich gebe ein Beispiel. Die erste Stufe von Erwachsensein ist Kind sein vor deinen Eltern. Dominik: [28:56] Eltern groß, Kinder klein. Eltern geben, Kinder nehmen. Die erste Stufe von Erwachsensein lernen wir bitten und brauchen. Wenn ich aber das nicht gelernt habe, dann wird die zweite Stufe von Erwachsensein mit einem Partner auf Augenhöhe sein, wo wir geben und nehmen brauchen, gestört sein. Das nennt man dann die Störung der Ordnung. Also wenn du mir einen Menschen auf diesem Planeten zeigen kannst, der sagt, mein Papa war scheiße, meine Mama hat es falsch gemacht, ich brauche meine Eltern nicht oder der Baum, der seine Wurzeln beschimpft. Ja, wie wohl kann sich ein Apfel fühlen, der sagt, der Baum, von dem ich stamm war, scheiße oder nicht gut genug. Und das tut was mit dem Selbstwert. Und wenn ein Mensch das nicht geklärt hat, diese Themen, und zwar innerlich, im unbewussten, nicht im bewussten Verstand, ja, ich habe verstanden, die konnten nichts dafür und bla bla, nein, nein, nein, unbewusst. Wirst du niemals eine erfüllte Paarbeziehung führen. Es geht nicht. Es ist wie ein Gesetz. Es ist wie die Schwerkraft. Unwissenheit nützt nicht vor Strafe. Bernhard: [30:03] Jetzt weiß ich natürlich, dass das immer so ein Mittelding ist, man muss so wie ein Arzt auch die Gesunden und die Kranken in der Schwebe halten, sonst nimmt man sich als jemand wie du sein eigenes Konzept weg. Wenn es allen Menschen in der Partnerschaft gut geht, dann kannst du niemanden mehr coachen oder trainieren wahrscheinlich. Aber so weit gehen wir eh nicht. Dominik: [30:21] Also ganz ehrlich, Bernhard, Entwicklung ist unendlich. Bernhard: [30:24] Es ist korrekt, ja. Dominik: [30:25] Das heißt, egal auf welchem Stand jemand zu mir kommt und glauben wir es, der Streit im Skoda ist der gleiche wie im Bentley. Und die schwierigsten Paarungen sind meistens, wenn jetzt Psychotherapeutenpaarungen zu uns kommen, weil die therapieren sich dann gegenseitig. Es gibt keinen Stand der Entwicklung, wo es nicht noch mehr ginge. Also bis zur Erleuchtung haben wir noch einen weiten Weg und da glaube ich, gibt es noch ausreichend Menschen, die zu uns kommen können. Bernhard: [30:51] Wo würdest du trotzdem zu aller, allererst ansetzen? Ich mache mal dieses Spiel mit dir, alles Geld der Welt steht dir zur Verfügung, du hast alle Mittel und selbst wenn es Superkräfte wären, was würdest du ändern? Dominik: [31:01] Meinen inneren Zustand. Zustand ist wichtiger als Strategie. Wenn du im Ärger, in der Wut, in der Traurigkeit, in der Angst bist, ist die Biochemie in deinem Körper nicht in der Lage, die besten Gedanken zu haben für die besten Handlungen, für die besten Ergebnisse. und du erlebst die gesamte Welt immer nur aus dem hier und jetzigen Zustand heraus. Das heißt, du musst dir das ungefähr so vorstellen, wenn du jetzt ärgerlich bist und im Außen gibt es 20 Referenzpunkte, davon sind 18 positiv, 2 negativ, du siehst nur die negativen. Bernhard: [31:35] Punkt. Dominik: [31:37] Erwiesen. Geht gar nicht anders. Vergiss den bewussten Verstand. Dein bewusster Verstand ist ein 40-Bit-Fenster. Oder das ist so der Vergleich Briefmarke Fußballfeld, dein unbewusstes 11 Millionen. Die Antwort ist in deinem Unbewussten. Du wirst im Außen nie übertreffen können, was du dir innerlich zutraust. Du wirst niemals aus einem ärgerlichen Moment Liebe erzeugen können. Das heißt, es beginnt immer bei dir. Und das heißt, ich darf dafür sorgen, dein übliches so sein. Wie werde ich Ursache von dem, was ich mir wünsche? Wenn dir nicht gefällt, was im Außen im Leben ist, dann macht es keinen Sinn, den Partner auszutauschen. Den Rahmen auszutauschen, so wie es dein Spiegelfässer ist, dann geht es um dein eigenes So-Sein. Bernhard: [32:21] Das heißt, Selbstwirksamkeit in Wirklichkeit vor allem. Dominik: [32:25] Ja, und das heißt aber jetzt nicht schneller, höher, stärker, sondern bewusster, tiefer, fokussierter werden. Und das heißt auch nicht ohne einen Partner, weil eins steht fest, mit dir selbst im Einzimmer-Apartment einer Meinung zu sein, ist leicht. Es ist viel schwieriger, mit anderen Menschen noch dazu unterschiedlichen Geschlechts zurechtzukommen, aber nichts ist lohnender. Aber du kannst andere nur so gut lieben, so weit du dich selber liebst. Und das klingt jetzt auf der ersten Stufe mal wie ein Kalenderspruch. Den kennen wir alle. Aber wenn du ihn wirklich verstehst, dann weißt du, dass es die absolute Wahrheit ist. Und wenn du diese Wahrheit verstehst, dann beginnst du bei dir und nicht beim Außen und bei deinen Kindern und bei dem, was die anderen falsch machen. Bernhard: [33:12] Prinzipiell das Prinzip der christlichen Nächstenliebe. Wenn man davon aus der Liebe deinen anderen so wie dich selbst. Nur dazu müssen wir uns halt erst einmal selbst lieben. Dominik: [33:21] Also der Satz, liebe den Nächsten wie dich selbst, ist der ultimative Aufruf zur Selbstliebe. Und Selbstliebe heißt, wie gehe ich mit mir um, wenn ich es nicht richtig mache? Und da gehst du meistens so mit dir um, wie du es gelernt hast und das macht dich meistens nicht besser, weil kein Wesen geteilt auf diesem Planeten, kein Gänsichblümchen, niemand mit mehr Strom stößt oder Ablehnung. Bernhard: [33:43] Ja, also würdest du einem Papa sagen, der vielleicht ein bisschen mit sich hadert, sei nicht so streng zu dir? Dominik: [33:52] Ich würde einem Papa, der mit sich hadert, sagen, dass mit dir selbst hadern es nicht besser machen wird. Es ist vielleicht eigenartig, sich bei anhaltenden Problemen Unterstützung zu suchen, aber es ist noch viel eigenartiger, es nicht zu tun. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich war selbst wahrscheinlich einer meiner therapieresistentesten Klienten. Ich weiß, was ich weiß, nicht von daher, dass ich immer alles richtig gemacht habe. Und ich weiß auch, glaube man, ich habe es probiert, es kommt nichts Besseres nach, wenn du nicht besser wirst. Also im Leben, wir wiederholen unsere Lessons so lange, bis wir sie lernen. Und wenn du da herinnen sitzt und du hörst da sowas wie das hier an, dann bist du möglicherweise bewusst darüber, dass sich Dinge ändern können. Sonst wärst du nicht da, sonst würdest du es nicht geben. Und dann sucht eine kompetente Hilfe und Unterstützung. Das ist ein wertvolles Tool, weil sonst musst du es über Trial and Error lernen. Und das kann Jahrzehnte dauern. Die Zeit würde ich mir nicht nehmen wollen dafür. Bernhard: [34:45] Mit deiner Erfahrung als selbst vierfacher Papa, mit deinen 35.000 Coachingstunden, die du erwähnt hast, hast du für dich schon eine Definition eines guten Papas? Dominik: [34:56] Ja, mehrere. Also das erste ist einmal, diesen Punkt einmal mit dir selber zu klären, mit deiner eigenen Geschichte. Bewusster zu werden. Das zweite ist, wir leben in einer Welt, wo unsere Kinder eher gelernt haben, wer muss ich sein, um geliebt zu werden. Also hast du was, dann bist du wer, dann liebt man dich. Die Wahrheit ist, keine Sau liebt dich mehr, weil du einen Ferrari fährst. Und keine Sau liebt dich mehr, weil du den größten Podcast hast. Und das heißt, wir dürfen unseren Kindern besser lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen. Und wenn du jetzt als Vater zu deinem Kind sagst, sei nicht traurig, dann ist das vielleicht ein Wunsch, den du hast für dein Kind, hilft aber deinem Kind null mit seiner Traurigkeit umgehen zu lernen. Und das heißt, das ist ein Punkt. Der zweite Punkt ist, die Kinder sollten wissen, dass sie bei dir Leo haben. Das bedeutet, du bist der einzige Mensch auf dem Planeten, der deine Kinder lieben wird, scheißegal, was sie treiben oder tun. Und das solltest du ihnen zeigen. Ich liebe dich trotzdem. Das ist das Wichtigste überhaupt. Bei mir ist Leo. Und das dritte ist bewusst Zeit. Apropos Zeit, haben wir noch Zeit für eine kurze Geschichte? Bernhard: [36:07] Gerne, gerne. Dominik: [36:08] Ich zähle eine kurze Geschichte aus meinem eigenen Leben. Wie gesagt, vier Kinder. Meine älteste Tochter arbeitet bei uns im Unternehmen. Die ist schon über 30, die jüngste wird jetzt 18. Einen Sohn habe ich auch, drei Töchter, ein Sohn. Und da hat es eine Zeit gegeben, da habe ich mit meinem Sohnemann zufällig, weil die Mama war nicht da und ich war ein Vater, der sehr viel gearbeitet hat und ständig unterwegs war. Und da war die Aufgabe, ihn vom Kindergarten abzuholen. Und ich weiß nicht warum, aber ich bin nicht mit dem Auto gefahren, sondern zu Fuß gegangen. Und dann habe ich ihn abgeholt und er hat sich sehr gefreut. Der Papa ist da und beim Kindergarten, so hat ihn immer die Mama abgeholt. Und dann bin ich mit ihm zu Fuß nach Hause gegangen. Und du weißt, wie kleine Kinder sind, ja, die entdecken überall irgendwas. Und dann hat er so auf seinem Stein, hat er so Käfer gesehen, ja, wir nennen diese Feuerkäfer, diese roten, ja, und er war ganz begeistert. Dominik: [37:03] Und hat mich alles mögliche gefragt zu denen und dann sind wir weitergegangen und am Weg zu unserem Haus gibt es eine Pizzeria, also damals, ja. Ja, und ich habe gesagt, hast du Hunger? Und dann sind Papa und Sohn essen gegangen und haben Männergespräche geführt. Und dann sind wir nach Haus und ich hatte im Garten was zu tun. Und ich habe es nicht so gemacht, weil ich hatte Zeit, wie ich es üblicherweise gemacht habe. Na warte, Papa macht das schon und ihm alles aus den Händen genommen. Ja, der kann es besser. So haben wir die Zeit genommen, ihn seine eigene Erfahrung machen zu lassen. Dann habe ich ihn ins Bett gebracht, bevor er doch abgeduscht, eingecremt, abgerubbelt. Kurz noch eine Geschichte vorgelesen, es war so der 100% Tag. Und er weiß, wenn kleine Kinder schlafen, dann wollen sie oft so ein bisschen Licht haben bei der Tür. Und kurz vorm Rausgehen ruft er mich nochmal und sagt, Papa. Und ich sage, ja, was ist los? Und er sagt, Papa, das war der schönste Tag in meinem ganzen Leben. Dominik: [38:11] Und jetzt kommt die Story, Bernhard, die wirkliche Story. 10, 15, 20 Jahre später, ja 20 können es noch nicht sein, aber so 10, 15 Jahre später. Wir sitzen beim Essen mit der Familie und wir reden über wichtige Momente. Und er schaut mich an und sagt, Papa, war ist noch der Tag? Die großen Erfahrungen werden in der Stille gemacht. Warum schließen wir beim Beten und Küssen die Augen? Weil wir uns Zeit nehmen. Ja, das ist, glaube ich, das Allerwichtigste. Bernhard: [38:48] Das ist eine sehr, sehr schöne Geschichte und ich glaube, das kennen hoffentlich. Ich wünsche vielen, vielen Papas ein ähnliches Erlebnis, dass sie in Wirklichkeit durch einfach Anwesenheit und bedingungslose Zeit und Zuhören, aufrichtiges Zuhören und genießen, dass gemeinsame vielleicht auch so prägende Situationen bei den Kindern kreieren können. Das ist wirklich was Schönes. Was würdest du denn dir selbst raten bevor du Papa geworden bist mit dem Wissen von heute also schau Dominik: [39:24] Also die Erleuchtung erlangst du nicht, dass du oben am Berg beginnst, bei den Mönchskörn zu beten, sondern meistens im Tal bei fressensaufen Huren. Und ich war ursprünglich sicherlich kein sehr bewusster Papa. Ich wurde das erste Mal Papa mit 22. Und als meine damalige Partnerin zu mir gesagt hat, sie ist schwanger, war mein erster Satz, oh shit, jetzt ist mein Leben vorbei. Dominik: [39:50] Und ich verdanke ihrem wohlwollenden Blick auf mich. Und das macht einen großen Unterschied, dass ich heutzutage eine gute Verbindung zu meiner Tochter habe. Manche Dinge kann dir auch ein alter Mensch nicht sagen, weil du selbst deine Erfahrungen machen musst. Wir können dir manche Schmerzen nicht ersparen. Viele schon. Deswegen, wenn du merkst, so macht mich mein Leben nicht glücklich und erfüllt. Es gibt Werkzeuge, hol dir welche. Aber ich hätte mir das geraten, was ich jetzt gerade gesagt habe. Bewusster Zeit nehmen, mehr den Moment genießen, weniger schneller, höher, stärker. Aber auf der anderen Seite muss ich auch dazu sagen, es ist halt so, dass wir, keine Ahnung, so mit 30 bis 40 bauen wir unser Leben auf und sind halt meistens beschäftigt mit Hausbauen, Kindzeugen, Arbeiten. Und dann kommt halt die Scheidung. Und dann kommt halt das Burnout und dann kommt halt das. Dominik: [40:49] Bewusster leben. Sich Gedanken machen, ob die Dinge, die die Eltern, gerade bei Männern, oft versuchen wir Männer, jemandem was zu beweisen und leben nicht mal unser eigenes Ding. Also die Karriereleiter ist oft ein Hamsterrad und dann auf der falschen Hausmauer aufgestellt. Wer nie vergessen, Ted Turner wird Mann des Jahres Und du siehst einen völlig aufgelösten Mann, der dieses Ding, weil es ein Konterfeier am Time Magazine, das ist schon eine Sache und er sagt. Dominik: [41:20] Sie machen mich mit dieser Auszeichnung zu einem der traurigsten Menschen auf diesem Planeten, weil ich habe erkannt, ich habe ein Leben lang versucht, der Mann zu werden, den mein Vater immer wollte. Mein Leben beginnt jetzt. Deswegen würde ich Vätern sagen, deine Kinder sind nicht Karotten, die erzogen werden wollen, sondern sie gehören dir auch nicht, sondern sie gehören genährt. Die sind oft anders als du und das ist gut so. Und den Söhnen würde ich sagen, es ist das Wesen von Eltern, sich ins Leben der Kinder einzumischen. Das ist das Wesen von Kindern, trotzdem zu tun, was sie wollen. Ich würde dir raten, einfach wirklich hinzuschauen, ob das, wofür du stirbst, auch das ist, wofür du brennst. Weil Fakt ist, wenn du etwas tust, was dich nicht mit Sinn erfüllt, sondern um nur irgendwelchen Normen zu entsprechen oder was die anderen von dir wollen, Das kostet unnötig Kraft und endet immer mit einer Katastrophe. Bernhard: [42:17] Ja, das ist auch, ich glaube, in ähnlichen Worten oder anderen Worten ähnlicher Ausdruck, das, was sicher bei mir ein Game Changer war, so mach dir Gedanken, ob das, was du willst, auch das ist, was du brauchst. Also das ist eine Frage, die man sich jedenfalls stellen sollte. Da bin ich 100 Prozent bei dir. Sehr, sehr schönes Bild, das du zeichnest. Eine letzte Frage habe ich noch, die eher so in die musikalisch-humorvolle Richtung reingeht. Ich weiß natürlich nicht, wenn du sagst, dass das jüngste Kind bei dir auch schon 18 ist, ob du dich an die Zeit erinnerst, Dominik: [42:42] Aber vielleicht doch. Bernhard: [42:43] Ich habe eine Playlist auf Spotify, bei der ich die Songs sammle von meinen Interviewgästen, die ihnen zum Hals raushängen, weil sie die Kinder so oft gehört haben. Also eigentlich die Songs, die deinen Spotify-Algorithmus kaputt machen. Aber ich möchte die alle gemeinsam sammeln, um die Playlist des Grauens zu erstellen. Hast du da was, was du draufsetzen möchtest? Dominik: [43:02] Also ich muss ganz ehrlich gestehen, jetzt so spontan kommt nichts hoch. Eines, was ich mich noch erinnern kann, ist von der Eiskönigin, das Lass es los. Bernhard: [43:11] Ich glaube, das ist noch gar nicht oben, obwohl es auf meiner Playlist von meinen Kindern, ich glaube, hundertmal oben ist. Dominik: [43:17] Ich kann mich aber an eine Sache deutlich erinnern. Meine Kinder haben so aus einem Land vor unserer Zeit Dinosaurier. Ja, ja, ich weiß. Und der kleine Dinosaurier Littlefoot und seine Freunde. Und die Stimmen waren teilweise sehr, nach einiger Zeit war das dann durchaus triggernd. An das kann ich mich erinnern. Und mein Sohn hatte dann auch noch ein Faible für den Polarexpress. Der ist auf Lokomotiven und Eisenbahnen, war sein Ding. Und das kann ich mich auch erinnern. Also den Film, der ist, glaube ich, eine Million Mal gelaufen bei uns. Bernhard: [43:53] Da gibt es ja einen Titelsong von Polar Express, das weiß ich. Ich weiß ja nicht, wie er geht, aber ich werde den Song nehmen, stellvertretend für deine Grauens-Playlist, wenn das für dich okay ist. Dominik: [44:05] Ich muss ganz ehrlich sagen, ich denke an gar nichts von damals mit Grauen zurück, sondern eher mit sehr viel Freude, dass es war. Ein bisschen Wehmut, ich hätte es noch gern mehr genutzt. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, da hören dir deine Kinder nicht mehr zu. Da hast du versäumt. Bernhard: [44:21] Ich habe schon Angst davor, muss ich sagen. Dominik: [44:23] Ja, wobei ich sagen muss, ich bin sehr glücklich, weil ich habe eine sehr gute Beziehung zu meinen Kindern und bin ein sehr, sehr stolzer Vater. Das sind wirklich deutlich eine gute Weiterentwicklung von all dem, was die Mama und ich auf die Reihe gebracht haben. Bernhard: [44:35] Sehr schön. Dominik, ich danke dir vielmals. So viele schöne Stellen, die ich jetzt quasi auch im Kopf schon wiederholend höre, weil es mir sehr gut gefallen hat. Hat er große Freude gemacht, mit dir zu sprechen. Dominik: [44:47] Dankeschön. Wünsche euch noch einen wunderschönen Tag. Danke dir, lieber Bernhard. Bernhard: [44:53] Der Podcast von Papas für Papas und für alle, die Papas mögen. Klingt cool, ist es auch.

Kapitel

02:51
Zwischen Burnout und toxischer Männlichkeit
08:48
Papa sein: Fürsorge allein reicht nicht
16:39
Wie du aus dem Kreislauf der Kindheitsmuster aussteigst
36:08
Die Geschichte vom schönsten Tag im Leben seines Sohnes

Bernhard Vosicky

Host

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